Architekturstile 2013: Bauhaus als Vorlage für die Moderne

In wachsenden Ballungsräumen wie München entstehen schon seit geraumer Zeit viele neue Wohnprojekte. Für Wohnungssuchende bedeutet das zunächst neue Wohnmöglichkeiten – und das ist die Hauptsache. Doch auch aus stilistischer Sicht sind die Bauvorhaben sehr interessant, geben sie doch Aufschluss darüber, was den allgemeinen Geschmack momentan ausmacht.

Das Spiel mit den Epochen

Die gängigen westlichen Baustile haben sich über die Jahrzehnte nicht gegenseitig ersetzt, sondern ergänzt. Genau genommen basieren sie sogar teilweise aufeinander. Bedeutet: Aufbauend auf den Prinzipien älterer Architekturstile reichen wenige augenscheinliche Veränderungen aus, um eine neue Richtung zu prägen. Zur Jahrtausendwende wurde dieses Phänomen sichtbarer denn je: Ein Großteil der Neubauten bedient sich seitdem der klassischen Bauhaus-Zutaten aus den Goldenen Zwanzigern, allerdings stark angereichert um einige Alleinstellungsmerkmale. Gerade Linien machen Fassade und Grundriss aus, auf Schnörkel wird weitestgehend verzichtet – jedoch nicht gänzlich.

Einzelne Features als Tropfen auf dem heißen Stein

Sowohl innen wie außen zeigt sich diese Symbiose der Stilrichtungen. Nüchterne Materialien, beispielsweise dunkles Metall, werden den kantigen Formen in geschwungenen Varianten zur Seite gestellt und sorgen damit für einen Bruch mit den Konventionen. Das vielleicht beste und bekannteste Beispiel dafür ist der Knopf auf dem Pfosten. Beim Blick aufs Detail ist diese Liste jedoch noch viel länger: Runde Giebel oder diagonal verlaufene Brüstungsgitter sprechen schließlich Bände.

Die Herkunft bleibt unverkennbar

Dabei fällt schnell auf, dass die generelle Basis des Objekts stets rechteckig und unverspielt bleibt; die Moderne wird alleine durch die vielen kleinen Zusätze definiert, die letzten Endes für den Gesamteindruck sorgen. Das Zusammenspiel zwischen Bauhaus und modernem Stil ist in dieser Form allerdings eine Seltenheit. Sowohl klassische Altbauten á la Jugendstil als auch Gebäude aus den Siebzigern sind für ihren Eigenwillen bekannt – und können genau deswegen schnell ihrer Epoche zugeordnet werden.

Kompromisse oder Mischformen waren den Architekten in den meisten Zeitabschnitten eher fremd; auch bei heutigen Altbausanierungen wird die äußerliche Form praktisch immer exakt beibehalten. Was hinter der Fassade mit der Bausubstanz geschieht, ist eine andere Geschichte und hat wenig mit Architekturstil zu tun.

Also: schöne neue Welt beim Häuserbau oder doch ein Hotelbett?

Die heutigen Strömungen dürfen deshalb gerne als Beleg für freie Entfaltung verstanden werden. Das Spiel mit eigentlich fest definierten Formen eröffnet freie Möglichkeiten, was speziell bei großen Siedlungsprojekten von Vorteil ist. Denn nur auf diese Weise können Zehntausende Wohnungen mit ähnlichem Aufwand, aber trotzdem individuellem Äußeren dicht nebeneinander geschaffen werden.

Vor dem Jahrtausendwechsel war das kaum denkbar, wie die Wohnviertel aus dieser Zeit anschaulich zeigen. Einheits-Looks je nach Stadtviertel waren Gang und Gäbe, was Architektur begeisterten Betrachtern bis heute ein Dorn im Auge ist.

Ähnliche Trends im Inneren

Wie schon angedeutet, zieht sich die kühle Konsequenz heutiger Baustile bis in den Innenbereich fort. Designermöbel und Muster-Wohnwelten angesagter Einrichtungshäuser lassen daran keinen Zweifel. Enthalten ist dort auch stets eine gute Prise Minimalismus, die eindeutig der heutigen Zeit zugeordnet werden kann. Scheinbar unverputzte, nackte Wände geben den Rahmen vor, während einfarbige, rechteckige Möbel im Mittelpunkt stehen. Das gilt für Sitzgelegenheiten, Tische und Aufbewahrungsmöglichkeiten gleichermaßen.

Den Bauträger betrifft diese Detailarbeit natürlich nicht; dennoch ist es interessant zu sehen, wie wichtig die Harmonie zwischen Innen- und Außenraum auch heute noch ist. Einzelne Eyecatcher aus der Pop-Art-Abteilung sind in diesem Zusammenhang eine absolute Ausnahme – und bestätigen somit nur die Regel.

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